Bodycams gegen Störenfriede
Feuerwehr Mühlheim startet Pilotpojekt
Tagtäglich ist von Gewalt gegen Einsatzkräfte zu hören. Auch Mühlheims Wehr hatte kürzlich damit zu tun. In einem unübersichtlichen Einsatzgeschehen ist es schwierig Beweise für die Aktionen der Krawallmacher zu sichern. Denn im Vordergrund steht immer das Einsatzgeschehen und eine etwaige Störung schnell zu lösen, betont Stadtbrandinspektor Lars Kindermann.
„Wir mussten uns nach dem letzten Vorfall mehrfach anhören, hat denn keiner das Kennzeichen notiert“, erläutert Kindermann. Er betont aber, „klar haben wir das Kennzeichen und dies auch der Polizei weitergeleitet, aber das Sichern von Beweisen und Informationen ist eben nicht immer gewährleistet.“ Und genau deshalb geht die Mühlheimer Feuerwehr mit dem testweisen Einsatz von Bodycams jetzt einen neuen Weg und bedient sich dabei der Erfahrungen von Hessens Polizei.
In Zusammenarbeit mit einer Herstellerfirma für Feuerwehrhelme wurde ein Prototyp entwickelt, der die sogenannte Bodycam direkt in den Schutzhelm integriert. Ziel war es bei der Entwicklung eine möglichst leichte und platzsparende Kamera in die vorhandene Ausrüstung zu integrieren. Es sollte vermieden werden, die ohnehin schon schwere und umfangreiche Ausrüstung (ein Feuerwehrmann schleppt bei einem Brandeinsatz ca. 25 kg an Ausrüstung mit sich) noch mehr wird. An der Helmvorderseite ist die hochauflösende Doppel-Objektiv-Kamera, deren Technik bereits im Smartphone erfolgreich genutzt wird, montiert. Diese ist hitzebeständig bis 1200 Grad und hat einen internen Speicher für Aufnahmezeiten bis 5 Stunden. Das Videomaterial wird über ein integriertes W-LAN-Modul direkt in den Einsatzleitwagen übertragen und wird dort gespeichert, bzw. kann in Echtzeit in die zuständige Polizeidienststelle gestreamt werden. Der Disponent der Polizei kann dann im Bedarfsfall sofort eine Streife losschicken oder die bereits an der Einsatzstelle befindlichen Beamten über einen aggressiven Passanten informieren. Die zukünftigen Träger eines solchen Bodycam-Helmes werden an einer roten Kennzeichnung mit der Aufschrift „TV“ oberhalb der Kamera zu erkennen sein.
Die Beweissicherung geschieht quasi im Vorbeigehen, freut sich Kindermann, der erläutert, dass Mühlheims Feuerwehren schon demnächst die ersten zehn Kamerahelme in Dienst stellen werden. In diesem Zusammenhang äußert er auch gleich eine Bitte: Denn um im Umgang mit den neuen Geräten vertraut zu werden, bedarf es natürlich Übung. Daher ruft die Feuerwehr interessierte Bürger auf, als Testperson bei einer Übung mit dem neuen Gerät an einer fiktiven Einsatzstelle aufzutreten. Als Dankeschön für die Komparsenleistung verspricht der Vorbereiter der Übung und Leiter des Mediateams der Mühlheimer Feuerwehren Daniel Hermann einen Mitschnitt des ganz persönlichen Auftritts bei der Feuerwehr. Interessierte Bürger melden sich am heutigen Montag 01.04. um 19.30 Uhr direkt im Feuerwehrhaus Mühlheim, Anton-Dey-Straße 58 oder telefonisch unter 601-350.
Um das ganze Projekt kostendeckender zu realisieren befindet sich die Feuerwehr, laut Hermann gerade in intensiven Gesprächen mit der Stadt für die Realisierung eines kostenpflichtigen Streamingdienstes, welcher Großübungen und kuriose Einsätze der Wehr live ins Netz überträgt. Eine Entscheidung wird aber nicht vor Ablauf eines Jahres erwartet.